Begrünte Dächer sind nicht nur grüne Oasen in der Stadt, sondern haben weitere vielfältige Funktionen und Wirkungen auf ihr Umfeld. Sie können auf begrenztem Raum zusätzliche Grünflächen und Freiräume schaffen, bieten Flächen für artenreiche Lebensräume und verringern die physikalische, chemische und biologische Beanspruchung des Dachs, um einige wenige Vorteile zu nennen 1.
Besonders wichtig ist es dabei, hochwertige Materialien fachgerecht einzusetzen, um auf eine dauerhafte Abdichtung vertrauen zu können. Deshalb müssen Bahnen und Beschichtungen in diesem Anwendungsfeld besondere Anforderungen an die Wurzelfestigkeit erfüllen. Da sich in der Vergangenheit gezeigt hat, dass mechanische Prüfungen an Bahnen und Beschichtungen nicht ausreichen, um Aussagen über die Wurzelfestigkeit zu treffen wurde bereits 1984 ein „Verfahren zur Untersuchung der Durchwurzelungsfestigkeit von Wurzelschutzbahnen“ ausgearbeitet 1.
Die Untersuchung der Wurzelfestigkeit von Bahnen und Beschichtungen von Dachbegrünungen erfolgt heute nach der weiterentwickelten Dachbegrünungsrichtlinie der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) oder der DIN EN 13948. Dabei werden entsprechende Dichtungsbahnen oder Beschichtungen fachgerecht in Pflanztröge eingebaut. Diese werden für die 2-Jahres-Prüfung mit dem Ziergehölz Feuerdorn (Pyracantha coccinea) und dem heimischen Gras Quecke (Agropyron repens) bepflanzt. Bei Zwischenbegutachtungen und nach Ablauf der Prüfdauer wird die Wurzel- und Rhizomeindringung bewertet und die Testate „wurzelfest“ bzw. „rhizomfest gegen Quecken“ bei bestandener Prüfung ausgestellt 1,2.
Nach der DIN EN 13948 zur Bestimmung der Wurzelfestigkeit werden die Pflanztröge nur mit Feuerdorn bepflanzt. Somit beinhaltet eine bestanden Prüfung nach der Dachbegrünungsrichtlinie auch das Bestehen der DIN EN 13948 1,3.
Als bisher einziges Prüflabor kann das SKZ auch die Bestimmung der Rhizomfestigkeit von Gewässerabdichtungen durchführen. Hier wird mit Schilfpflanzen (Pragmites australis) und einem angepassten Einbau in die Pflanztröge eine Einbausituation nachgestellt bei welcher pro Gefäß ca. 2 m² Dichtungsbahn mit 5 m Nahtstrecke geprüft werden können. Die Rhizomfestigkeit solcher Bahnen geht dabei über die Rhizomfestigkeit von Dachdichtungsbahnen hinaus, da Schilfgewächse ein wesentlich stärkeres Rhizomwachstum auf die Gewässerabdichtungen ausüben können 2,4.
Am 1. August 2017 hat das SKZ ein Gewächshaus in Betrieb genommen. Damit können ganzjährig Prüfungen mit den verschiedenen Testpflanzen an Kunststoffprodukten durchgeführt werden. Einhergehend mit der Anerkennung durch die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) bietet das SKZ ab sofort die Prüfung der „Wurzelfestigkeit von Bahnen und Beschichtungen für Dachbegrünungen“ nach FLL-Richtlinie bzw. nach DIN EN 13948 an.
Neben den hier beschrieben Prüfungen werden am SKZ weitere Prüfungen zur Wurzelfestigkeit durchgeführt. So gibt es im Bereich von geosynthetischen Dichtungsbahnen noch den Lupinentest nach DIN CEN/TS 14416 5.
Weiterhin können Abdichtungssysteme in Anlehnung an die FLL auch mit weiteren Testpflanzen mit noch stärkerem Rhizomwachstum geprüft werden. Hierzu zählen zum Beispiel die Landschaftsbau oft gestalterisch eingesetzten Bambusarten wie z. B. Phyllostachys aureosulcata f. aureocaulis 6.
Schließlich soll die erarbeitete Expertise im Bereich Wurzelfestigkeit dazu genutzt werden auch weitere Produkte zu prüfen. Dazu zählen zum Beispiel Dichtungen für Abwasserleitungen und Kanäle gegen Wurzeleinwuchs.
Quellen:
SKZ – Testing GmbH
Technologie-Zentrum
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Tel. +49 931 4104-0